Wenn dein Partner ausrastet, sag genau das: funktioniert in 90% der Fälle

Der geheime Satz, mit dem kluge Menschen Konflikte deeskalieren

Du kennst das Szenario: Du stehst im Supermarkt an der Kasse, und plötzlich drängelt sich jemand vor. Dein erster Impuls? Eine scharfe Bemerkung oder ein ungehaltener Blick. Doch was, wenn es einen einfachen Weg gäbe, um solche Situationen sanft zu entschärfen und sogar zum Guten zu wenden?

Laut Psychologen und Konfliktforschern ist Empathie der Schlüssel, um viele Konflikte zu entschärfen, ehe sie wirklich eskalieren. Das Geheimnis liegt in wenigen, entscheidenden Worten – solange sie achtsam und authentisch gesprochen werden.

Die Wissenschaft hinter der perfekten Deeskalation

In Konflikten übernimmt häufig unser emotionales Gehirn die Oberhand. Der Begriff „Amygdala Hijack“, eingeführt von Daniel Goleman, beschreibt dieses Phänomen: Unser Angstzentrum – die Amygdala – aktiviert eine Stressreaktion, die das rationale Denken überschattet.

In Sekundenschnelle wird unser Körpersystem mit Adrenalin und Cortisol geflutet, die Muskeln spannen sich an, der Puls steigt. In diesem Zustand sind klare Gespräche schwierig. Daher ist es entscheidend, den emotionalen Autopiloten rechtzeitig zu stoppen – hier spielt der entscheidende Satz eine zentrale Rolle.

Der wirksame Satz: „Das kann ich verstehen“

Dieser einfache, aber kraftvolle Satz stammt aus der Gewaltfreien Kommunikation, entwickelt von Psychologen wie Dr. Marshall Rosenberg. Sein Prinzip: Erkenne die Gefühle anderer Menschen ohne sofortige Zustimmung zu deren Meinung an.

Menschen, die aufgebracht sind, sehnen sich danach, wahrgenommen zu werden. „Das kann ich verstehen“ erfüllt dieses Bedürfnis – vorausgesetzt, es wird aufrichtig und mit einer ruhigen Stimme sowie respektvoller Körpersprache ausgesprochen.

Warum dieser Satz so wirksam ist

Der Satz entfaltet auf mehreren Ebenen eine Wirkung:

  • Validierung: Er signalisiert, dass die Gefühle des Gegenübers legitim sind.
  • Dynamikwechsel: Das typische Muster von Angriff und Verteidigung wird unterbrochen.
  • Fokusverschiebung: Er öffnet den Raum für ein konstruktives Gespräch.

Obwohl es keine spezifischen Prozentsätze gibt, ist empirisch belegt: Empathiebasierte Kommunikationsstrategien können Spannungen erheblich reduzieren und das Gegenüber beruhigen.

So setzt du den Satz richtig ein

Für die volle Wirkung sollte der Satz gezielt eingesetzt werden – als bewusste Intervention, nicht aus einem Reflex heraus.

Kurze Pause vor der Reaktion

Eine kurze Denkpause – etwa drei Sekunden – zwischen Reiz und Reaktion kann helfen, impulsive Antworten zu vermeiden. Dadurch gibst du deinem Nervensystem die Möglichkeit, nicht sofort mit Gegenwehr zu reagieren.

  • Signalisiere echtes Zuhören.
  • Gewinne einen Moment innerer Kontrolle zurück.
  • Antworte aus Selbstverantwortung statt aus Stress.

Körpersprache wirkt stärker als Worte

Die berühmte 7-38-55-Regel des Psychologen Albert Mehrabian verdeutlicht: Besonders in emotional belasteten Gesprächen zählen Tonlage und Körpersprache oft mehr als Worte.

So verstärkst du den Satz „Das kann ich verstehen“ wirkungsvoll:

  • Offene, lockere Körperhaltung
  • Kein Verschränken der Arme oder Abwenden
  • Wertschätzender Blickkontakt
  • Langsamer, ruhiger Tonfall

Praxisbeispiele: So funktioniert es im Alltag

1. Der aufgebrachte Kollege

Er: „Wegen dir haben wir den Pitch verloren!“

Dümmste Reaktion: „Das ist nicht mein Fehler! Du hast doch…“

Bessere Reaktion: [Pause] „Das kann ich verstehen. Das war dir wichtig und der Druck war groß. Lass uns überlegen, wie wir es nächstes Mal besser aufteilen.“

2. Streit in der Beziehung

Sie: „Du kommst immer zu spät – ich bin dir scheinbar egal!“

Standard-Reaktion: „Ich war im Stau, was soll ich machen?“

Empathische Reaktion: „Das kann ich verstehen. Du fühlst dich nicht wertgeschätzt. Das wollte ich nicht vermitteln.“

3. Ärger im Straßenverkehr

Er: Hupen und wütende Gestik, weil du angeblich zu langsam gefahren bist.

Typische Reaktion: Genervtes Zurückhupen

Souveräne Reaktion: Ruhig bleiben, auf eigene Impulse achten und sich innerlich sagen: „Das kann ich verstehen – er hat wahrscheinlich Stress.“ Signalisiere mit hochgehobener Hand, dass kein Angriff von dir ausgeht.

Was in unserem Gehirn geschieht – die Macht der Empathie

Neurowissenschaftler wie Dr. Matthew Lieberman fanden heraus, dass das Benennen von Gefühlen und die Empathie bestimmte Gehirnareale aktivieren – darunter auch die sogenannten Spiegelneuronen. Diese ermöglichen es uns, Emotionen anderer besser nachzuvollziehen.

Emotionale Resonanz führt dazu, dass sich Gesprächspartner innerlich besser synchronisieren. Es entsteht eine Art „emotionaler Gleichklang“, der deeskalierend wirkt.

Oxytocin – der biologische Friedensstifter

Studien, unter anderem von der Universität Zürich, zeigen, dass empathische Kommunikation die Ausschüttung von Oxytocin anregt – einem Hormon, das Stress reduziert, Vertrauen stärkt und die soziale Bindung fördert. Kurz: Wer sich verstanden fühlt, entspannt sich messbar.

Was du besser vermeiden solltest

1. Unehrlichkeit

Menschen spüren instinktiv falsches Verständnis. Verwende den Satz nur, wenn du wirklich einen nachvollziehbaren Punkt findest – selbst wenn es nur der Ärger des Anderen ist.

2. Vorschnelle Lösungen

Präsentiere nicht sofort nach dem Verständnissatz eine Lösung. Viele Menschen brauchen erst etwas Raum, um ihre Emotionen auszudrücken – gib ihnen diesen Raum.

3. Inflationäres Wiederholen

Nutz die Formulierung nicht bei jedem kleineren Disput. Setze sie ein, wenn dein Gegenüber sich wirklich nicht gesehen oder gehört fühlt.

Variationen für Fortgeschrittene

Wenn „Das kann ich verstehen“ gut sitzt, experimentiere mit weiteren empathischen Formulierungen:

  • „Das macht für mich Sinn.“ – bei nachvollziehbaren Argumenten
  • „Ich sehe, dass dich das belastet.“ – bei Frustration oder Enttäuschung
  • „Ich kann gut nachvollziehen, dass das schwer für dich ist.“ – bei tiefgreifenden Themen

Die Sandwich-Technik

Verknüpfe den Verstehenssatz mit zwei weiteren Elementen:

  1. Verständnis zeigen: „Das kann ich verstehen.“
  2. Selbstreflexion bieten: „Ich sehe, wie mein Verhalten dich beeinflusst hat.“
  3. Wertschätzende Lösung anbieten: „Wie können wir das gemeinsam klären?“

Langfristiger Nutzen – mehr als nur Deeskalation

Regelmäßige empathische Kommunikation bringt viele Vorteile:

  • Mehr Ruhe in Konflikten
  • Bessere Beziehungen durch Verständnis auf beiden Seiten
  • Höhere soziale Anerkennung im beruflichen Umfeld
  • Größeres Selbstvertrauen im Umgang mit Emotionen

Der Paartherapeut Dr. John Gottman entdeckte, dass gegenseitige Validierung – das aktive Wahrnehmen der Gefühle des anderen – ein tragender Faktor in langfristig glücklichen Beziehungen ist.

Übung macht den Unterschied

Wie jede neue Fähigkeit braucht auch diese Übung. Starte in alltäglichen Situationen, in denen wenig auf dem Spiel steht:

  • Wenn die Kassiererin über Stress klagt
  • Wenn ein Freund genervt über den Job spricht
  • Wenn dein Partner müde oder gereizt wirkt

Mit der Zeit wird dir der empathische Einstieg immer leichter fallen und auch in ernsten Situationen abrufbar sein.

Fünf Worte, die alles verändern können

Fünf Worte – „Das kann ich verstehen“ – sind weit mehr als ein Satz. Sie stehen für Verbindung statt Verteidigung, für Klarheit statt Rechthaberei. Sie schaffen Raum für den anderen, ohne dich selbst aufzugeben.

Wer diesen Satz bewusst einsetzt, übernimmt Führung in schwierigen Momenten – nicht durch Lautstärke, sondern durch Ruhe und Respekt. Das ist keine Schwäche – es ist emotionale Souveränität. Und du wirst erstaunt sein, wie weit man mit einem Hauch Empathie kommen kann.

Wie würdest du in Konflikten gern wirken?
Gekonnt gelassen
Bemerkenswert empathisch
Höflich aber bestimmt
Emotional doch fair
Kühl kontrolliert

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